Frühkindliche Reflexe

Zunächst arbeitet das Gehirn eines Babys auf Hirnstammebene, das bedeutet, dass hier eingelagerte Informationen die Lebensfähigkeit erhalten, sprich alles was das kleine Baby tut passiert ausschließlich reflexiv ! Ein Reflex ist eine automatische stereotype Bewegung die vom Hirnstamm gelenkt wird bevor bewusstes Denken stattfinden kann. Die Reflexe werden in der Schwangerschaft entwickelt, die meisten vor allem während der Geburt oder in den ersten Wochen danach benötigt und bauen sich dann langsam ab, bzw. werden integriert. Ein Reflex wird erst abgebaut, nachdem er ausgelöst wird. Zuerst reift er aus, dann wird er ausgelöst, dann erst kann er abgebaut werden.

Nun kann es vorkommen dass ein Reflex entweder nicht ausgereift ist, oder nicht ausgelöst wurde bei der Geburt und sich dadurch nicht vollständig abbaut. Beispielsweise bei einem Kaiserschnitt sind viele Reflexe gar nicht ausgelöst worden! Oder wenn das Kind im Bauch z.B. in die Nabelschnur eingewickelt war kann der Moro-Reflex (er hat den Sinn dass das Kind im Mutterleib die Arme breit macht, wenn die Nabelschnur kommt und sich dadurch eben nicht einwickelt) nicht richtig ausreifen.

Nach einigen Lebens-Monaten sind die Reflexe fast verschwunden und machen nun reiferen Handlungs- und Bewegungsmustern Platz, die vom Willen des Kindes beeinflusst werden können. Die Gehirnarbeit verlagert sich jetzt Schritt für Schritt vom archaischen Hirnstammbereich auf den Bereich des Kortex. Wenn ein Reflex sich nicht hinreichend abbauen konnte, weil er nicht ausreichend ausreifen konnte, oder nicht oder nicht oft ausgelöst wurde, behindert er die willentliche Beeinflussung der Bewegungen. Der Temperatur-Reflex wird (zum Glück) nie inhibiert/abgebaut. Fassen wir mit der Hand auf eine heiße Herdplatte ziehen wir alle SOFORT die Hand zurück. Es nutzt nichts, noch bevor wir denken konnten "oh Mensch, das ist ja heiß hier" haben wir schon gehandelt! Wir können uns nicht willentlich für "liegenlassen der Hand" entscheiden, selbst wenn wir es uns noch so fest vornehmen.

So haut z.B.  ADHS Kindern auch oft so ein nicht ausreichend abgebauter Reflex dazwischen! Bevor sie sich überlegen können wie man situationsangemessen handelt, haben sie es schon getan...irgendwie...ungewollt, denn Reflexe haben Vorrang und werden um ein Vielfaches schneller transportiert als willentlich gesteuerte Handlungen. Also wenn Kinder noch reflexive Restreaktionen zeigen kann das zu psychischen und physischen Verhaltensauffälligkeiten und/oder Teilleistungsschwächen führen. Lese-Schreibschwächen kann z.B. an einem nicht ausreichend abgebauten Symetrisch-Tonischen Nacken-Reflex liegen...)

Das beste Beispiel zum Thema Aggression gibt allerdings der Moro-Reflex ab (Der Moro-Reflex (nach seinem Entdecker benannt) bildet sich bereits in der 9. Schwangerschaftswoche und dient dazu, dass das Kind die Arme breit macht, wenn die Nabelschnur ankommt, damit es sich darin nicht verheddern kann. Bei der Geburt ist er vollständig vorhanden und wird im Normalfall zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat in den Erwachsenen-Schreckreflex transformiert. Der Reflex hat die Aufgabe einer Alarmanlage. Wird er ausgelöst (z.B. durch plötzliche Lageveränderungen des Babys, oder starke plötzliche Licht oder Laut-Reize) , befindet sich Babys Körper in einem sehr angespannten Zustand höchster Erregung und Achtsamkeit. Eine plötzliche Veränderung durch Schmerz, Druck, unsanfte Berührung, ein lautes Geräusch, Temperaturänderung etc. und das Baby schreit Hilfe herbei! Die Stresshormone Adrenalin und Cortison werden ausgeschüttet, Herz und Atemfrequenz steigen, Muskeln sind auf´s äußerte gespannt. Gesichtsrötung tritt auf.

Ein fortbestehender Moro-Reflex kann sich auf das Verhalten des Menschen wie folgt auswirken: Wutanfälle, Tränen, Gleichgewichtsprobleme, viele Ängste (z.B. vor Tieren, vor Höhen, vor lauten Geräuschen....) Reisekrankheit etc. Besonders in Schrecksituationen oder bei Schmerz werden die Menschen entweder blass, sie können kaum noch sprechen, ihnen wird schlecht und sie ziehen sich urplötzlich zurück, oder, wenn der andere Teil des Moro-Reflexes betroffen ist (der Furchtlähmungsreflex) dann werden die Menschen sofort hochrot, schlagen um sich und brüllen etwa: "Du verflixter, blöder......"

Betroffene ältere Babys biegen sich bei Wut oder Hunger richtig nach hinten durch. Moro-Kinder haben wenig Selbstvertrauen. Wenn sich das Kind nicht aus einer neuen anstrengenden Situation zurückziehen kann versucht es sie durch Aggressivität zu kontrollieren oder wenigstens zu manipulieren. Es zeigt eine überschießende Reaktion auf Reize, und leichte Reizbarkeit (da es ständig unter Anspannung und innerer Unruhe steht -->Fingernägelkauen!?) und kann Kritik schwer annehmen. Phasen übermäßiger Aktivität werden abgelöst von Phasen schneller Ermüdung. Das Kind mag keine Überraschungen, sondern liebt Rituale. Alles muss geplant sein, spontane Aktionen sind schwierig. Es befindet sich in einem Teufelskreis: Seine durch den Reflex geschärften Sinne registrieren alles. Gleichzeitig wird seine Wachsamkeit durch die Stresshormone noch dazu verstärkt. Dadurch steht es so unter Spannung, dass es sich auf ruhige Sachen oder Aufgaben kaum konzentrieren kann. (Vergleichbar dem Versuch ein paar Rechenaufgaben zu lösen, wenn man gerade von einem Einbrecher eine echte Knarre an den Schädel gehalten bekommt). Jede Bewegung, jedes Rascheln, oder geflüsterte Wort, jede Lichtveränderung im Klassenzimmer, alles wird sofort registriert immer bereit der Gefahr zu entgehen.....aber konzentriertes Arbeiten und sich in die Aufgabe vertiefen ist dadurch fast unmöglich. Außerdem haben Moro-Kinder öfters Ohrenentzündungen und mögen oft nicht gern abgeduscht werden.

  • 40% in einer Regelklasse und 95% der Schüler einer Sonderschulklasse weisen im Durchschnitt persistierende (anhaltende) frühkindliche Reflexe auf !
  • Bewegungen regen Hirnbahnen zum wachsen an, durch neue Hirnbahnen werden differenzierte Bewegungsmuster möglich, die wiederum weitere Hirnbahnen zum Wachsen anregen..... Hirnbahnen in der linken Hälfte bewegen sich durch rechtsseitige Körperbewegungen und umgekehrt, daher ist es nicht ratsam einen Linkshänder umzupolen. Und auch nicht ratsam sein Kind zu früh auf eine Seite zu trimmen.
  • eine breite Zahnlücke weist auf einen nicht ausgereiften Asymetrisch-Tonischen-Nackenreflex hin.
  • Männer haben 150gr mehr Gehirn im Durchschnitt, Frauen benutzen aber 40% mehr beide Gehirnhälften gemeinsam. Männer benutzen vorwiegend die Linke Gehirnhälfte und können daher nicht so viele Sachen gleichzeitig wie Frauen ( Kochen, Fernsehen, Kinder hüten)
  • Stirnreiben bringt eine Konzentrationserhöhung. Reiben der Nasenwurzel bringt Entspannung. Ein Angespannter, verkrampfter großer Zeh (z.B. beim Sitzen vor dem PC) verursacht Nackenspannung
  • Wenn Kinder sich ständig kompensieren müssen (also gegen den Reflex anarbeiten müssen) brauchen sie für eine Sache (z.B. Schreiben) etwa 3x soviel Anstrengung wie normale Kinder.

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Primitive Reflexe

Zum Zeitpunkt der Geburt hat ein Baby keine Kontrolle über seine Bewegungen. Der Säugling antwortet auf Stimulation der Umgebung durch seine primitiven Reflexe, welche sich als  automatische stereotypische Bewegungen äußern. Darüber hinaus stellen sie die Basis für viele Aspekte der späteren Reaktionen dar.

Während der Säugling in den ersten 6 Lebensmonate beginnt zu wachsen und und sich entwickelt, reift auch das zentrale Nervensystem heran. Höhere Bereiche des Gehirns beginnen die primitiven Reflexe zu überlagern. Währenddessen werden frühe Überlebensmuster zunehmend gehemmt oder kontrolliert und durch reifere Muster (Haltungsreflexe) ersetzt.
Die Haltungsreflexe werden durch höhere Zentren im Gehirn reguliert, die für die Kontrolle der willkürlichen Bewegungen zuständig sind.

Erst wenn die Haltungsreflexe die ursprüngliche Reflexe ersetzen, beginnt das Kind Steuerungsfähigkeit über seinen Körper und die Körperbewegungen zu entwickeln. Bei Kindern mit zerebralen Lähmungen findet der Übergang von den ursprünglichen zu den Haltungsreflexen nicht statt, so dass seine Bewegungen unwillkürlich bleiben. Aus diesem Blickwinkel sind wir alle zum Zeitpunkt der Geburt zerebral gelähmt, entwickeln aber in den ersten Lebensmonaten schnell die Kontrolle über die ursprünglichen Reflexe und legen somit die Grundlagen für neuere freiwillige Bewegungen. Einige Kinder erreichen diese Steuerungsfähigkeit nicht innerhalb der ersten sechs Lebensmonate und wachsen daher vergleichbar einem reflexiven Niemandsland auf, wo einige der ursprünglichen Reflexe erhalten bleiben und die Haltungsreflexe sich nicht völlig entwickeln. Diese Kinder sind nicht zerebral gelähmt, aber sie haben enorme Schwierigkeit mit willkürlichen Bewegungsmustern, da der Körper ständig mit dem Einfluss der unfreiwilligen Antwort zu kämpfen hat. Die persistierenden frühkindlichen Reflexe beeinflussen auch die sensorischen Wahrnehmungen des Kindes und veranlassen es, in einigen Bereichen überempfindlich und in anderen unterempfindlich zu reagieren.

Wenn sensorischer Input und motorische Antwort behindert werden, kann die Automatisierung bestimmter Bewegungen beeinträchtigt werden. Dieses kann nicht nur Arme und Beine, sondern auch Visumotorik, visuelle Wahrnehmung, Gleichgewicht und auditive Wahrnehmung beeinflussen. Es ist daher daher nicht überraschend, dass diese Kinder auf außerordentliche Schwierigkeiten in der Schule stoßen, oder das Erwachsene schlecht mit Stress verschiedenster Art fertig werden.

Primitive Reflexe entwickeln sich während des vorgeburtlichen Lebens. Sie sollten zum Zeitpunkt der Geburt voll ausgebildet sein und  innerhalb der ersten 6-12 Lebensmonate durch höhere Gehirnfunktionen unterdrückt werden. Wenn sie im späteren Alter durch geringe Stimulationen auszulösen sind, können sie die Entwicklung komplexerer Fähigkeiten beeinflussen.

Moro Reflex

Der Moro-Reflex wirkt als primitive Kampf/Flucht-Reaktion. Er sollte ungefähr im 4. Lebensmonat verschwunden und durch den Erwachsenen Schreckreflex ersetzt worden sein. Falls er bei älteren Kindern vorhanden ist, können folgende Begleiterscheinungen auftreten:

  • Überempfindlichkeit
  • Hyperaktivität
  • Impulsivität
  • Aufmerksamkeitsdefizite (kann sich nicht auf eine Sache konzentrieren)
  • Sensorische Überladung
  • Ängstlichkeit
  • Labile Gefühlslagen
  • Emotionale und soziale Unreife
  • Blendeffekte durch erweiterte Pupillen
  • schnelles Ermüden
  • Probleme mit der auditiven Wahrnehmung
  • niedriges Selbstwertgefühl
  • Koordinationsprobleme beim Ballspielen
  • verschiedenste gesundheitliche Probleme

Asymmetrischer Tonischer Nacken Reflex (ATNR)

Der ATNR wird durch Drehen des Kopfes zu einer Seite ausgelöst. Wenn der Kopf gedreht wird strecken sich Arme und Bein auf der gleichen Seite, während die Extremitäten der Gegenseite sich Beugen. Der Reflex sollte im sechsten Lebensmonat im wachen Zustand integriert sein. Falls der ATNR darüber hinaus nachweisbar ist, kann folgendes beeinflusst werden:

  • Auge-Hand-Koordination - z.B. Koordination von Hand und Arm beim Schreiben
  • Beeinflussung des Körperbewusstseins, der Lateralität und des Richtungssinnes
  • Unabhängige Bewegung beider Körperhälften, wechselnde Händigkeit über das 8. Lebensjahr hinaus
  • Wahrnehmungsstörungen
  • Fähigkeit, die Mittellinie zu überkreuzen, z.B. Beschreiben der linken Seite des Papiers bei Rechtshändern
  • Diskrepanz zwischen schriftlichem und mündlichem Ausdruck
  • Entwicklung der Visuomotorik und Augenfolgebewegungen (notwendig für Lesen und Schreiben)
  • Automatische Gleichgewichtskontrolle
  • Tollpatsch, Unbeholfenheit
  • Legasthenie
  • schlechte Schrift
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  • Diagnostische Hinweise: Überprüfung der Augen- und Ohrendominanz, Überprüfung grobmotorischer Bausteine (Klettern, Springen, Krabbeln, Kriechen), Schreibhaltung

Symmetrischer Tonischer Nacken Reflex (STNR)

Der STNR ist während einer normalen Entwicklung etwa zwischen dem 8. und 11. Lebensmonat vorhanden und ist die Voraussetzung zum Krabbeln. Falls er darüber hinaus existiert, kann er folgendes beeinflussen:

  • Integration von Ober- und Unterkörper (z.B. beim Schwimmen)
  • Verkrampfte Schreibhaltung, Verkrampfung im Bereich Halswirbelsäule, Schulter- und Nackenmuskulatur.
  • Sitzposition (Beim Sitzen am Tisch)
  • Schlecht entwickelter Muskeltonus
  • Schlechte Auge-Hand-Koordination
  • Aufmerksamkeit
  • fehlendes Krabbeln
  • schlecht entwickelte Nahicht, deshalb müssen sich betroffene Kinder enorm konzentrieren um zu sehen, was sie schreiben
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  • Diagnostische Hinweise: schlechte Haltung, Zehenspitzengang, W-Beinhaltung, Schwierigkeiten beim Abschreiben (Wechsel zwischen Nah- und Fernsicht), Schwierigkeiten beim Erlernen des Brustschwimmens

                                                                                              

Fragebogen:

Forschungen haben ergeben, dass eine Punktzahl von 7 oder mehr ein Hinweis auf eine neurologische Entwicklungsverzögerung darstellt. und eine entsprechende Untersuchung für Kinder über 7 Jahre empfehlenswert ist.

1. Sind in der Familie Lernstörungen bekannt?
2. Gab es während der Schwangerschaft medizinische Probleme?
3. Dauerte der Geburtsprozess ungewöhnlich lange?
4. Wurde Ihr Kind sehr früh oder sehr spät geboren (mehr als 2 Wochen zu früh oder mehr als 10 Tage zu spät)?
5. Wog Ihr Kind unter 2,5 kg?
6. Hatte Ihr Kind in den ersten Wochen Stillprobleme oder Schluckschwierigkeiten?
7. War Ihr Kind in den ersten 6 Wochen extrem anstrengend?
8. Hat Ihr Kind das Krabbeln ausgelassen und ist stattdessen auf Zehenspitzen gelaufen oder auf dem Po gerutscht?
9. Hat Ihr Kind spät laufen gelernt (16 Monate oder älter)?
10. Hat Ihr Kind spät begonnen zu sprechen (2-3 Wort-Sätze mit 18 Monaten)?
11. Hatte Ihr Kind Schwierigkeiten, sich selbst anzuziehen oder Probleme mit Knöpfen oder Schleifen über das Alter von 6-7 Jahren hinaus?
12. Hat Ihr Kind Allergien?
13. Zeigte Ihr Kind außergewöhnliche Reaktionen bei Impfungen?
14. Lutschte Ihr Kind über das Alter von 5 Jahren hinaus am Daumen?
15. War Ihr Kind über das Alter von 5 Jahren hinaus Bettnässer?
16. Leidet Ihr Kind unter Reiseübelkeit?
17. Hatte Ihr Kind Probleme, die analoge Uhr zu lesen (im Gegensatz zur digitalen)?
18. Hatte Ihr Kind ungewöhnliche Schwierigkeiten, das Fahrrad fahren zu lernen?
19. Litt Ihr Kind häufig unter Ohr-, Nasen- oder Halsinfektionen?
20. Hatte Ihr Kind in den ersten 3  Jahren extrem hohe Fieberschübe, Delirium oder Krämpfe (Fieberkrämpfe)?
21. Hat Ihr Kind Probleme einen Ball zu fangen und andere Schwierigkeiten im Sportunterricht?
22. Hat Ihr Kind Probleme auch für kurze Zeit Still zu sitzen?
23. Zeigt Ihr Kind Überreaktionen bei unerwarteten Geräuschen?
24. Hat Ihr Kind Lese-Schwierigkeiten?
25. Hat Ihr Kind Schreib-Schwierigkeiten?
26. Hat Ihr Kind Schwierigkeiten abzuschreiben?

http://www.reckhaus.info/adhskissreflex/index.htm

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